Mit „Warum sie uns hassen“ geht etwas zu Ende und etwas Neues fängt an.
Meine kleine Reise, die mit der Buchveröffentlichung im Mai vorläufig enden wird, begann 2022, als ich das große Glück hatte ein 2-jähriges Stipendium beginnen zu dürfen. Die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. finanzierte im Namen des Aktivisten, Sexarbeiters und Tantramasseurs Marc of Frankfurt (1962-2017) drei mit Sexarbeit befasste Forschungsvorhaben .
Im Pandemiejahr 2021 hatte ich für die Beratungsstelle Hydra e.V. ein Presse-Archiv erstellt. Im Presse-Archiv sammelte ich über den Zeitraum eines Jahres hinweg mehr als 650 Medienbeiträge, die sich mit Sexarbeit oder Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung beschäftigten. Das ging nicht spurlos an mir vorüber. Während das Archiv wuchs und wuchs erweiterte ich nebenher mein Wissen über Verschwörungserzählungen, Antifeminismus, Ideologien der Ungleichwertigkeit und Erinnerungskultur. Die mediale Berichterstattung über uns, über Sexarbeitende ist ein einziges Desaster. Voller Lücken, Falsch- und Desinformationen und oft kaum zu trennen von der persönlichen Meinung der Medienschaffenden wird über das komplexe Phänomen Sexarbeit und über superdiverse Sexarbeiter*innen schablonenhaft und voller Ressentiments „berichtet“.
2022 pitchte ich eine Abhandlung über die Mediale Berichterstattung über Sexarbeit und Sexarbeitende auf die Ausschreibung der oben genannten Stipendien. Meine Freude war überbordend, als ich erfuhr, dass ich loslegen durfte.
Warum sie uns hassen ist und ist auch wieder nicht die Abhandlung, die ich schreiben wollte. Als ich anfing zu recherchieren wollte ich wirklich „nur“ über Journalismus schreiben. Doch ich stellte fest, dass das nicht möglich war. Die Mediale Berichterstattung ist ein Spiegel des gesamtgesellschaftlich wirksamen Prostitution Bias (Ressentiment gegenüber Sexarbeiter*innen). Mediale Beiträge bilden diese Vorverurteilung in Form des Prostitutionstheaters (Essay im Sammelband Fragile Fäden, erschienen bei Edition Assemblage 2024) ab. Doch der Ursprung für beides ist Sexarbeitsfeindlichkeit (Diskriminierung von Sexarbeiter*innen).
Als ich dann anfing zu schreiben, musste ich zu jeder einzelnen Medienanalyse gefühlt wieder das Gleiche erklären. Warum werden Sexarbeitende diskriminiert, warum ist es schlecht die Selbstbezeichnung Sexarbeit in Anführungszeichen zu setzen oder gar nicht erst zu verwenden? Gleichzeitig sammelten sich bei mir Namen von Einzelpersonen, Organisationen und Verbänden an, die ständig einer Welt ohne Prostitution das Wort redeten. Als ich zurückverfolgte, wo die bloß alle herkamen, merkte ich schnell, ich war auf etwas gestoßen. Meine Recherche setzte ich nun systematischer fort und stieß auf etwas, das ich heute als Anti-Sexarbeits-Allianzen beschreibe.
Also entschied ich ein Buch zu schreiben, das zumindest versucht, einige dieser Lücken der medialen Berichterstattung zu schließen. Warum Sexarbeitsfeindlichkeit ein Aspekt von Antifeminismus ist und wieso die Entsolidarisierung mit Sexarbeiter*innen eine Bedrohung für alle von Diskriminierung getroffene Menschen ist sowie für Demokratie und Pluralismus. Es gibt so viele Begebenheiten zu erzählen über den Neo-Abolitionismus des 19./20. Jahrhunderts und der heutigen Bewegung gegen „Prostitution“. Und es gibt viel zu erfahren über Sexarbeiter*innen und die Diskriminierung, die wir heute und in unserer langen Verfolgungsgeschichte erfahren. Das Ergebnis ist Warum sie uns hassen.
Aufgelockert werden die theoretischen Texte durch die Episoden – das sind biografische Anekdoten. Sie dienen der Illustration dessen, was ich erläutere. Sie sind aber auch Bewältigung. Da hat sich in 14 Jahren einiges angesammelt: Zwangsouting, Doxxing, Unterlassungsklage …
Wenn Ihr jetzt neugierig seid, dann haben wir etwas gemeinsam. Das ist doch ein guter Start!
Vielleicht begleitest Du mich durch das Lesen des Buches ein bisschen auf meiner Reise?
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Ein Buch schreiben macht viel Arbeit und kostet Geld. Trotz Druckkostenzuschuss der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft müssen noch einige Kosten gestemmt werden, bevor WSUH in Druck gehen kann.
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