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Aus dem Nähkästchen: „Hier hört Dich keiner schreien“


…Winter 2027 irgendwo im Osten Europas.
Wer den Satz „Hier hört dich keiner schreien“ erfunden hatte, musste hier aufgewachsen sein. im Umkreis von 100km gab es nur Wald, Eis und Einsamkeit. Absolut nichts, worauf Oberst Ruby besondere Aufmerksamkeit verschwendete. Sie saß in einem gemütlichen Sessel 100 Meter unter der Erde in einem Bunker und genoß eine große Tasse Kaffee. Geheimgefängnis X-5 hatte alle Annehmlichkeiten, die man sich vorstellen konnte. Es war warm und bequem. Es gab sogar ein Schwimmbad mit Sauna, einen Kinosaal und eine überraschend gut gefüllte Hausbar. Vorausgesetzt man befand sich auf der richtigen Seite der Gittertüren.

Wer hätte es damals geahnt: die 17. Corona-Welle, die über die Welt zog hatte das Virus überraschend soweit mutiert, dass es nur noch Männer befiel, dafür aber ungleich aggressiver war. Innerhalb von 2 Jahren war der Anteil der Männer auf einen Bruchteil der Bevölkerung zurück gegangen und die Frauen nahmen sich das, was ihnen schon so lange zustand: Sie übernahmen die Macht und degradierten die Männer zu dem was sie waren: Diener und Untertan, die nur noch eine Aufgabe hatten: den Frauen zu dienen. Überraschender Weise fügten sich die meisten Männer erstaunlich gut in ihre neue Rolle und den renitenten Exemplaren wurde schnell deutlich gemacht, dass sie keine Wahl hatten. Es gab aber natürlich immer einige, die sich zu sehr an die Vergangenheit klammerten und das Matriarchat freiwillig nie akzeptieren würden. Für solche gab es Einrichtungen wie X-5. Dort konnten sie weggeschlossen, umerzogen oder vergessen werden.

Im Fall von Häftling Nr24 war das allerdings nicht so einfach. Er war beim übertreten der Grenze vor 5 Tagen aufgegriffen worden und war Mitglied einer Widerstandszelle, welche der rechtmäßigen Herrschaft der Frauen immer wieder das Leben schwer machte. Er hatte eine verschlüsselte Datei dabei, welche die Kontaktdaten vieler weiterer dieser.. Terroristen enthielt. Wenn es gelänge, den Code zu erhalten und die Daten zu entschlüsseln bevor die Kontaktpersonen etwas mitbekamen und untertauchten wäre das der größte Schlag gegen das organisierte Verbrechen seit langem.

Für genau solche Fälle war Oberst Ruby, Verhörspezialistin 1. Grades. da. Sie war nicht nur perfekt für solche Situationen ausgebildet, es bereitete ihr zudem auch große Freude ihr Talent zum Wohle aller einsetzen zu können. Sie nahm noch einen letzten Schluck aus der Tasse und ihr Blick wanderte in Gedanken in die kleine Zelle, in der seit Stunden Nr24 gefesselt, geknebelt und mit einem Sack über dem Kopf wartete. Sie lächelte, er hatte ja keine Ahnung, was ihn erwartete. Sie stand auf, öffnete die Tür und ging den langen Gang zu den Zellen hinunter. Das Klacken ihrer Stiefel hallte voraus in die Dunkelheit.

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