Ruby Rebelde Biografie

BIOGRAFIE

Bye Mademoiselle, Good riddance to you.

Hinter dem Namen Ruby Rebelde steht eine BDSM-Sexarbeiterin, die ebenso auf der dominanten, sadistischen Seite als auch auf der passiven, submissiven Seite zuhause ist.
10 Jahre im Business haben mir Impulse gegeben, mich Neues entdecken lassen, nur dass ich mich für eine Seite entscheiden müsste hat mir dieses Jahrzehnt nicht gezeigt.

2012 habe ich als Escort für eine Berliner Agentur Hotel- und Hausbesuche gemacht, schon damals in der Rubrik BDSM oder Bizarr. Etwa gleichzeitig jobbte ich in einem hedonistischen Club in Berlin auf sogenannten Herren-Überschuss-Parties.
Bis 2011 lebte ich in Chile, Italien, Polen und Irland. Wahrscheinlich hat mein Sexleben ein bisschen unter dieser intensiven Zeit gelitten, auf jeden Fall konnte ich mir zu diesem Zeitpunkt einen Einstieg in die Sexarbeit viel eher vorstellen als mit Anfang 20 während meines Studiums, als ich schon einmal darüber nachdachte.
Was ich studiert habe? Kunstgeschichte und Literaturwissenschaften. Beides konnte ich perfekt in meine Tätigkeit im Tourismus in Südamerika einbringen.

Eine weitere Leidenschaft in meinem Leben sind die Pferde. Mal mehr, mal weniger habe ich davon geträumt mein Interesse zum Beruf zu machen, bis ich 2011 dazu die Gelegenheit erhielt.
Menschen, die meinen Werdegang erfahren, sind oft fasziniert, weil ich sehr unterschiedliche Berufe hatte, bevor und während ich Sexarbeiterin wurde. Manche davon klingen erstrebenswert, wie Reiseleiterin oder Pferdetrainerin und Reitlehrerin. Oder Kunstausstellungs-Guide.
Die Wahrheit ist, dass ich in diesen Jobs Ausbeutung und Gewalt erlebt habe. Auch manches Schönes, aber die negativen Erfahrungen haben dazu geführt, dass ich die Berufe verlassen habe und auch nicht zurück möchte.

Ich habe fast 3 Jahre nebenberuflich als BDSM-Sexarbeiterin gearbeitet, bis 2015 etwas geschah, das bis heute eine Zäsur in meinem Leben bedeutet:
Ich wurde gegen meinen Willen geoutet.
Seit 2011 habe ich eine Reitschule und Pferdepensionsbetrieb in Brandenburg geleitet. Die Bezahlung war mies, aber ich hatte mir immer gewünscht, ein solches Projekt umsetzen zu dürfen. In meiner Fantasie war das aber schöner und konfliktärmer als in der Realität. Ich war angestellt und musste wider besseres Wissen den menschen- und tierfeindlichen Quatsch der Eigentümer-Familie ausführen. Mit meiner kontroversen Meinung habe ich mich in meinem damaligen Hauptjob nicht beliebt gemacht.
Als ich begann Sexarbeit zu machen, war das als frivole und einträgliche Ergänzung zu meinem herausfordernden Day-Job gedacht. Das klappte auch gut, bis eine Frau dem ein Ende setzte.
Sie fand heraus, dass ich nebenher anschaffte und outete mich kurzerhand bei den Vorgesetzten, Nachbar*innen und Geschäftspartner*innen. In der brandenburgischen Dorfidylle (nicht!) bedeutete dies eine Tatsache beyond return (es waren unabänderliche Fakten geschaffen worden), die ein Weiter-Wie-Bisher unmöglich machten.
Folgende Realität war eingetreten: Meine Nebenbeschäftigung regte mein Umfeld auf, führte zu Abbrüchen der Zusammenarbeit, zu Häme und Abwertung. In meiner Naivität hatte ich das nicht kommen gesehen. Ich dachte, meine Intimsphäre wäre auch für andere intim, doch hier lernte ich das erste Mal: Sobald Geld im Spiel ist, ist Sex nicht mehr Sex. Die Hure ist kein respektabler Teil der Gesellschaft und die Hure war ich.

Was diese Person davon hatte? Ich weiß es nicht. Sie wollte mir schaden. Auf die kurze Sicht betrachtet tat sie das auch, aber auf lange Sicht gesehen ermöglichte ich mir, durch den Umgang mit der neuen Situation die Entscheidung, in den Beruf der BDSM-Sexarbeiterin hauptberuflich einzusteigen.

Ab 2016 arbeitete ich in BDSM-Studios und lernte somit eine ganz andere Ausprägung der Sexarbeit als die Escorttätigkeit. Nicht mehr aufzusuchen bedeutete, dass ich mich mit mehr Spielzeug vertraut machen konnte, und durch die Diskretion professioneller BDSM-Studios elementarer an die Umsetzung von BDSM-Fantasien gehen konnte. Hier wechselte ich auch das erste Mal die Seiten, ein kostbarer und sehr erregender Moment.
2016 war Mademoiselle Ruby geboren.

Alter Egos sind so eine Sache. Entweder sie wachsen mit, oder sie werden obsolet.
In meinem Fall lag das am politischen Aktivismus, denn eine respektable Zitierfähigkeit in Medienbeiträgen erfordert einen Vor- und Nachnamen. Alles Andere führt zu Stirnrunzeln, abwertend heruntergezogenen Mundwinkeln, wenn nicht Schlimmeren. Und der Titel „Mademoiselle“ war äußerst geeignet, Schlimmeres zu provozieren.

Also begann ich parallel das Synonym Ruby Rebelde zu nutzen. Rebelde ist spanisch und steht für Rebell. Eine Reminiszenz an eine ungebundene Zeit in Südamerika und an die raue, atemberaubende Landschaft Patagoniens.

Jetzt ist ein Re-Branding an der Reihe! Ich führe Aktivismus und Sexarbeit unter dem gleichen Namen zusammen und präsentiere es auf einer Homepage und unter dem Namen Ruby Rebelde.

Bye Mademoiselle, Good riddance to you.